Wandel und Erneuerung II

September 2025

  • Wandel und Erneuerung vollziehen sich irreversibel in zerfliessender Zeit. Gerade in westlichen Gesellschaften werden Wandel und Erneuerung überwiegend positiv gewertet. Wandel kann jedoch ebenso gesellschaftlichen Rückschritt bedeuten. Wir wollen das Thema, mit all unseren Gästen und Ihnen, liebes Publikum, von seiner positiven Seite – dem Wandel hin zum Fortschritt – aber auch von seiner negativen Seite – dem Wandel zum Rückschritt und zum Leid – beleuchten.

  • Das Lied-Happening von Patrick Frank erforscht Formen der Begegnung zwischen Fremdheit und Miteinander, zwischen Irritation und Gastfreundschaft im Medium der Meta-Komposition’.

    Im Lied-Happening mit Marysol Schalit, Tatiana Korsunskaya, Malte Scholz, Michaela Unsinn, Ilse Berner, Hans-Joachim Hinrichsen, Sandeep Bhagwati und allen Teilnehmenden erwartet Sie ein Zusammenkommen und Beisammensein der Gäste und Künstler/-innen in ungezwungener Atmosphäre auf Augenhöhe. Alles, was Sie erleben werden, kreist um das Lied und bereitet den anschliessenden Liederabend vor: beispielsweise die Lied-Intervention «Ab nach Youkali» von Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya, der Vortrag von Hans-Joachim Hinrichsen, Sandeep Bhagwatis Lieder (vorgetragen von Michaela Unsinn und Judit Polgar; der Komponist ist anwesend) und vieles mehr. Zudem wird gemeinsam unter Fremden und Freunden gesungen (Chorworkshop von Ilse Berner) und getafelt (Abendessen und kulinarische Überraschungen von Fabian Markun).

    Konzeptuell steht das Lied-Happening für die Erfahrung des Wandels: vom Lied zum Vortrag, zur Diskussion, zum installativen Künstlergespräch, etc. Das Lied-Happening ist im Format der ‚Meta-Komposition‘ konzipiert. Hierbei geht es primär um das Anliegen, Aspekte privater Sozialität mit Erwartungshaltungen des Verhaltens in der Öffentlichkeit, beispielsweise an einem klassischen Liederabend, miteinander bis zur Auflösung zu verschränken. Die Vorgehensweise ist kompositorisch, doch besteht das Material einer Meta-Komposition nicht nur aus Tönen, sondern ebenso aus der Erprobung privater Sprache, Interventionen musikalischer und performativer Art, kurz: dem vorgegebenen, räumlichen und thematischen Kontext. In einer Zeitpartitur werden Module und Aktionen notiert; die lockere Atmosphäre ist durchkomponiert, kompositorisch in Spannung und Entspannung gedacht.

    Patrick Frank, Juli 2025

  • Anna El-Khashem und Keval Shah erkunden Formen des kulturellen Austauschs und der Begegnung des (vermeintlich) Fremden in Liedern von Georges Bizet, Frank Bridge, Ernest Chausson, Reena Esmail, Fairuz, Gabriel Fauré, Reinhold Glière, Richard Hageman, Nikolai Rimsky-Korsakov, Anton Rubinstein, Kamala Sankaram und Robert Schumann.

    When Anna and I were designing this programme, we were interested in how our perspectives and experiences as artists with non-European heritage shape our relationship with Lied repertoire, and how the world of song might be shaped in future by the more multicultural and globalised society in which it now exists. To explore this, we had to begin by examining how the relationship between European and extra-European cultures has been expressed in Lied repertoire, and here there is a wealth of music to choose from: significant poets in the Lied canon such as Goethe, Mayerhofer, Rückert and Daumer were all fascinated by the literary and artistic cultures of Persia, and this was an interest shared by composers like Schubert, Schumann, Brahms and others. In France, too, orientalism and exoticism became core aesthetic passions for generations of poets and composers across the 19th and early 20th centuries. In all of these cases, European poets and composers are adopting techniques and imagery from an ‘imagined’ sense of distant lands into their work, constructing poetic and musical ‘distance’ in order to capture the allure and mystery of being ‘In der Fremde’ (to borrow a line from Schumann). 

    As European imperialism spread across the world, cultural sharing between colonising and colonised lands continued to grow, and so there are also countless examples of European composers in the 19th and 20th centuries setting poetry (often in translation) from writers in India and the Middle East. What emerges from this is a rich and fascinating body of Lied repertoire which contains the cultural DNA of multiple peoples and places. The European Lied starts to bring cultures together, blurring geographic and political boundaries, and offering a musical soundtrack to an emerging international society. 

    Of course, though, this cultural interplay was for a long time being done in a way which prioritised European perspectives, not always respecting the authenticity of the other musical and literary cultures from which it borrowed, and often revelling in the sense of ‘distance’ that could be created through fetishising the ‘exotic.’ What could have been a project of multicultural equality often ended up stereotyping non-European cultures in a way which does not do justice to those peoples. 

    But the story does not end here, because one of the key legacies of the project of empire is the large diasporic communities of people from former colonies now living across the world. The distance between European and non-European cultures is vanished in an instant by these communities, who contain within themselves the meeting and melding of numerous cultures and perspectives. For Anna, Lebanese and Russian cultures sit side-by-side, just as British and Indian cultures are tied together in me. This ‘meeting’ of cultures is also visible in a new generation of Lied composers, such as Reena Esmail and Kamala Sankaram, both of whom have Indian heritage. Their artistic vision is one which allows for these different and formerly ‘distant’ cultures to meet in sound, combining elements of Indian classical music with elements of the European Lied, crafting a new and distinctive dialect that arises from a deep and sustained interest and education in music from both cultures. 

    The story of the evolution of Lied is the story of our society, a multicultural and global community, brought together through the reciprocal sharing of our cultures. In doing so, places and people who seem distant are brought closer to us, our understanding is deepened, our humanity is strengthened, and the ‘far shores’ (to borrow a title from Kamala Sankaram) are reached safely, and made familiar for everyone. 

    Keval Shah, August 2025 

    Als Anna und ich dieses Programm entwarfen, interessierte uns, wie unsere Perspektiven und Erfahrungen als Künstler*innen mit nicht-europäischem Hintergrund unsere Beziehung zum Liedgut prägen und wie sich die Welt des Liedes durch die multikulturellere und globalisierte Gesellschaft, in der es heute existiert, künftig verändern könnte. Um dies zu erforschen, galt es zunächst zu untersuchen, wie das Verhältnis zwischen europäischen und außereuropäischen Kulturen im Liedgut zum Ausdruck gebracht worden ist. Hier gibt es eine Fülle an Musik zu erkunden: Bedeutende Dichter des Liedkanons wie Goethe, Mayerhofer, Rückert und Daumer waren fasziniert von Literatur und Kunst der Kulturen Persiens – und dieses Interesse teilten Komponisten wie Schubert, Schumann, Brahms und andere. Auch in Frankreich wurden Orientalismus und Exotismus zu zentralen ästhetischen Leidenschaften ganzer Generationen von Dichter*innen und Komponist*innen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In all diesen Fällen eigneten sich europäische Künstler*innen Techniken und Bilder einer imaginierten Ferne an, wobei sie dichterische und musikalische „Distanz“ konstruierten, um so den Reiz und das Geheimnis des „In der Fremde“-Seins (um eine Zeile von Schumann zu entlehnen) einzufangen.

    Mit der Ausbreitung des europäischen Imperialismus über die Welt intensivierte sich auch der kulturelle Austausch zwischen kolonialisierenden und kolonisierten Ländern, sodass es unzählige Beispiele für Vertonungen von Gedichten (oft in Übersetzung) aus Indien oder dem Nahen Osten durch europäische Komponist*innen des 19. und 20. Jahrhunderts gibt. Es entstand dadurch ein reiches und faszinierendes Liedgut, das die kulturelle DNA zahlreicher Völker und Regionen in sich trägt. Das europäische Lied begann, Kulturen zusammenzuführen und geografische wie politische Grenzen zu verwischen: es schuf sozusagen den „Soundtrack“ zu einer im Entstehen begriffenen internationalen Gesellschaft.

    Allerdings stellte dieser kulturelle Austausch natürlich lange Zeit die europäischen Perspektiven in den Vordergrund, ohne immer die Authentizität der anderen musikalischen und literarischen Kulturen zu respektieren, aus denen man schöpfte. Man ergötzte sich an jener ‚Distanz‘, die durch die Fetischisierung des ‚Exotischen‘ erzeugt wurde. Was ein Projekt multikultureller Gleichwertigkeit hätte sein können, endete oft in einer Stereotypisierung außereuropäischer Kulturen, die diesen Völkern nicht gerecht wird.

    Doch hier endet die Geschichte nicht – denn eines der zentralen Vermächtnisse des Kolonialismus sind die großen Gemeinschaften von Menschen aus ehemaligen Kolonien, die heute in einer Art Diaspora in aller Welt leben. Die Distanz zwischen europäischen und nichteuropäischen Kulturen verschwindet in diesen Gemeinschaften im Handumdrehen –enthalten sie doch in sich selbst Momente des Aufeinandertreffens und der Verschmelzung zahlreicher Kulturen und Perspektiven. Für Anna stehen libanesische und russische Kulturen Seite an Seite, so wie in mir britische und indische Kulturen miteinander eng verbunden sind. Diese ‚Begegnung‘ von Kulturen zeigt sich auch in einer neuen Generation von Liedkomponist*innen wie etwa Reena Esmail und Kamala Sankaram, die beide indische Wurzeln haben. Ihre künstlerische Vision macht es möglich, dass diese unterschiedlichen und vormals ‚fernen‘ Kulturen im Klang zusammenkommen: Sie verbinden Elemente der indischen klassischen Musik mit solchen des europäischen Kunstliedes und schaffen so ein neues, unverwechselbares Idiom, das aus einem tiefen, nachhaltigen Interesse an – und einer Ausbildung in – beiden Kulturen hervorgeht.

    Die Geschichte der Entwicklung des Liedes ist die Geschichte unserer Gesellschaft – einer multikulturellen und globalen Gemeinschaft, die durch den wechselseitigen Austausch von Kulturen entsteht. Auf diese Weise kommen uns fern erscheinende Menschen und Orte näher; unser Verständnis vertieft sich, unsere Menschlichkeit wird gestärkt, und das ferne Ufer (bzw. „The Far Shore“, um einen Titel von Kamala Sankaram aufzugreifen) wird sicher erreicht und uns allen vertraut.

    Keval Shah, August 2025 

  • Das Liedfestival Zürich lädt zu einem Salon von Patrick Frank ins Haus Bloch, um mit Marysol Schalit, Tatiana Korsunskaya, Boris Previšić, Sandeep Bhagwati, Curt Walter und Alexander Estis über Wandel und Erneuerung als Momente des Aufbruchs ins Gespräch zu kommen.

    Unser Salon orientiert sich an den historischen Salons des 19. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Austausch und der Begegnung interessanter Persönlichkeiten mit unseren Gästen. Bereichert werden die Diskussionseinheiten durch Lied-Interventionen. Auch unser Salon soll, wie schon das Original, ein geschützter Raum sein. Die Bedeutung eines geschützten Raumes ist heute allerdings ganz anders als vor 200 Jahren. Damals ging es weitgehend um den Schutz vor Zensur. Heute schützen wir uns vor Digitalität. Es werden keine Video-, Audioaufnahmen oder Handys erlaubt sein. Da wir den Salon dennoch dokumentieren wollen, werden der Maler Curt Walter und der Schriftsteller Alexander Estis ihn künstlerisch nachklingen lassen. Diese Erzeugnisse werden im Anschluss auf der Webseite veröffentlicht.

    Im Rahmen des Salons werden Boris Previšić und Sandeep Bhagwati Impulsvorträge halten.

    Wandel und Erneuerung: Aufbrüche innerhalb des Planetaren

    Heute spricht man von Transformation, weil man vom Disruptiven lieber wieder absieht, das ins falsche Fahrwasser geraten ist. Die ökologische Krise ist nicht mehr bewältigbar und dennoch sind die Planetaren Grenzen einzuhalten. Darum bedeutet vielleicht «Wandel und Erneuerung» – so die These – nicht mehr einfach ein Vorwärtsstürmen, sondern eine Rückbesinnung auf die spezifische «Anfänge», in denen der Mensch schon mit den biosphärischen Vorgaben umzugehen wusste, denken wir da an die Terra-Preta- oder Alpwirtschaftskultur. Entscheidend ist nun, wie wir diese kulturellen Vorgaben der Vergangenheit im Hinblick auf das Planetare, die Metabolismen und die Skaleneffekte der Gegenwart (Zeitkollaps 2023) übertragen.

    Boris Previšić, August 2025

    Wandel und Erneuerung aus der Perspektive eines Komponisten

    Seit dem Mittelalter definiert sich die Musik Europas durch ihre Wertschätzung neuer Klangformen: von der Tradition abzuweichen, ist ein Gebot für alle Komponisten, die als bedeutend gelten und eine Avant-garde bilden wollen, der das Publikum folgen soll. Aber seit ein paar Jahrzehnten scheinen alle Klangsprachen ausgereizt – auch in neuen Kompositionen begegnet man nur noch vertrauten Tönen. Wie kann sich da noch das Hören erneuern? Oder soll man die Hatz nach dem Neuen ganz abblasen? Wie würde das dann klingen? Braucht man noch Komponist*innen dafür? Oder kann künstliche Intelligenz sowas sogar besser?

    Sandeep Bhagwati, August 2025

  • Mit Liedern von Hector Berlioz, Fernando Obradors, Pjotr Tschaikowski, Sergei Rachmaninow und Kurt Weill brechen Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya in musikalische Anderswelten auf.

    Liebeskummer, Sehnsucht, unerwiderte Liebe, Verlangen nach Veränderung und großen Gefühlen all das beeinflusst unser Leben, quält uns und bewegt zu wichtigen Entscheidungen.
    Steigt der Druck des Alltags und wird gar unerträglich, so gibt es ein gut bewährtes Rezept
    ab nach Youkali, dorthin, wo die Welt noch ganz und harmonisch ist, in die musikalische Utopia…

    Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya, August 2025

    Die Lied-Interventionen sind Teil des Lied-Happenings und des Salons.

  • Das Nachwuchsduo David Ferreira und Alexandra Kasatkina spürt in Liedern von Lili Boulanger, Henri Duparc, Gabriel Fauré, Maria Herz, André Previn, Ernst Heinrich Seyffardt, Franz Schubert, Richard Strauss, Oskar Ulmer und Hugo Wolf dem nach, wie einst Fremde vertraut, einst Liebende sich wieder fremd werden.

    Wandel und ErneuerungLiebe ist ein Gefühl, das nicht unverändert bleibt.

    Sie durchläuft Erneuerungen, verändert sich mit unsmit dem Alter, den Erfahrungen und neuen Begegnungen.

    Liebe kann inspirieren und beflügeln, aber sie kann auch Stille, Enttäuschung und unerwartete Offenbarungen in uns auslösen.

    Trotzdem suchen wir immer wieder nach Liebeund finden sie stets neu, besser.

    Wir spüren, wie sie lebt in der Musik, der Stimme, dem Blick, der Pause zwischen den Noten, wie sie sich ewig erneuert.

    Im Mittelpunkt dieses Programms steht er.

    Ein junger Mann, der sich in einer neuen, lauten Stadt voller Erwartungen wiederfindet.

    Ein Blick, eine Begegnungoder vielleicht nur ein Traumlöst eine Kette von Erlebnissen aus, in denen Realität und Fantasie verschmelzen.

    Zuerst die Begeisterung und der Wahnsinn der ersten Verliebtheit, dann Enttäuschung und Verzweiflung, ein langer Weg durch Zweifel, Einsamkeit und den Versuch zu verstehen: Was war Wahrheit und was nur Schein?

    Und wenn alles zu verstummen scheintbemerkt er einen Blick. Zum ersten Mal klingt die Liebe nicht von sich selbst, sondern vom Anderen.

    In unserem Programm gibt es keine klare Handlungnur eine Geschichte, die wir im Zusammenspiel von Worten und Musik erkannt haben. Mögen sich alle auf ihre Weise darin wiederfinden.

    David Ferreira und Alexandra Kasatkina, Juli 2025

  • Hans-Joachim Hinrichsen teilt seine Gedanken zur Begegnung von Text- und Tondichtung.

    Das Lied (also das klavierbegleitete Kunstlied) gilt als besondere musikalische Kostbarkeit: ein kleines Gesamtkunstwerk, das aus der Begegnung eines gelungenen Gedichts mit schöner Musik entsteht. Trotz all der Perfektion, welche die Lieder von Schubert und Schumann über Brahms bis zu Hugo Wolf und Gustav Mahler auszustrahlen scheinen, ist dieses harmonische Bild aber trügerisch. Bei näherem Zusehen zeigen sich – in der Perspektive der Dichter wie im Selbstverständnis der Komponisten – interessante Probleme und unerwartete Konfliktzonen. Also: wie harmonisch funktioniert die Synthese von Poesie und Musik in Wirklichkeit? Und was bedeutet das für das Hören von Liedern?

    Hans-Joachim Hinrichsen, Juli 2025

  • Ilse Berner lädt im Rahmen des Lied-Happenings zum gemeinsamen Singen ein: Einstudierung der Chorsätze, Body-/ Vocal-Warm-up, mehrstimmige Übungen, zwei bis drei kurze Auftritte.

    Dieser Workshop richtet sich an geübtere Chorsänger/-innen in SATB. Notenmaterial kann vorab zur Einstudierung bezogen werden. Der Workshop findet nur an diesem Tag statt, die Teilnahme ist kostenlos. Auf Wunsch erhalten Sie eine Eintrittskarte für den anschliessenden Liederabend «The Far Shore» mit Anna El-Khashem und Keval Shah.

    Voranmeldung und weitere Information: info@liedrezital.ch

    Repertoire:

    Y. Trabsky: «Come with me my love»

    J. Brahms: «Erlaube mir, feins Mädchen»

    J. Dowland: «Come again»

    R. Schumann: «Aus den östlichen Rosen»

Wandel und Erneuerung I

März 2025

  • Eine Meta-Komposition von Patrick Frank mit Malte Scholz, Rita Bänziger, Siena Licht Miller, Simone Keller, Detlev Müller-Siemens, Ilse Berner, Katalin Müller-Siemens, Fabian Markun, u. a.

    Im Lied-Happening erwartet Sie ein Zusammenkommen und Beisammensein der Gäste und Künstler/-innen in ungezwungener Atmosphäre auf Augenhöhe. Durch den Nachmittag führen die Performer/-innen Malte Scholz und Rita Bänziger. Alles, was Sie erleben werden, bezieht sich direkt oder indirekt auf den anschliessenden Liederabend: beispielsweise die Lied-Interventionen von Siena Licht Müller und Simone Keller, der Vortrag von Detlev Müller-Siemens, die Interpretation der Eichendorff-Texte durch die Performer/-innen und vieles mehr. Sie können auch selbst mitsingen, so im Chorworkshop mit Ilse Berner. Im Lied-Happening wird Gastfreundschaft gross geschrieben. Für guten Kaffee und Kulinarik ist gesorgt.

    Konzeptuell steht das Lied-Happening für die Erfahrung des Wandels: vom Lied zum Vortrag, zur Diskussion, zum installativen Künstlergespräch, etc.. Das Lied-Happening ist im Format der ‚Meta-Komposition‘ konzipiert. Hierbei geht es primär um das Anliegen, Aspekte privater Sozialität mit Erwartungshaltungen des Verhaltens in der Öffentlichkeit, beispielsweise an einem klassischen Liederabend, miteinander bis zur Auflösung zu verschränken. Die Vorgehensweise ist kompositorisch, doch besteht das Material einer Meta-Komposition nicht nur aus Tönen, sondern ebenso aus der Erprobung privater Sprache, Interventionen musikalischer und performativer Art, kurz: dem vorgegebenen, räumlichen und thematischen Kontext. In einer Zeitpartitur werden Module und Aktionen notiert; die lockere Atmosphäre ist durchkomponiert, kompositorisch in Spannung und Entspannung gedacht.

    Patrick Frank

  • mit Julian Prégardien und Anna Gebhardt

    Ein Liederkreis im Liederkreis - Hanns Eislers Hollywood Liederbuch und Robert Schumanns Liederkreis Opus 39.

    «In der Fremde» verbindet Robert Schumanns berühmten Eichendorff-Liederkreis op. 39 (1840) mit einer Auswahl aus dem viel zu wenig bekannten Hollywood-Liederbuch von Hanns Eisler (1942/43). Während Schumanns geradezu ikonischer Zyklus das typisch romantische Lebensgefühl zwischen irritierendem Fremdsein und stets gefährdeter Geborgenheit in der Welt auslotet, reagiert Eislers umfangreiche Liedersammlung ein Jahrhundert später auf die reale Erfahrung der Vertreibung aus dem nationalsozialistischen Deutschland. An seinem Exil-Ort Hollywood nach Gedichten von Hölderlin, Brecht und anderen entstanden, ist es Ausdruck einer existentiellen Suche zwischen lebensrettender Flucht und unstillbarer Sehnsucht nach der Heimat, die für ihn auch das Land der grossen deutschen Lyriker und der grandiosen Liedkunst ist. So kommt es in der Zusammenstellung des Programms zu einer tief berührenden Spiegelung und gegenseitigen Kommentierung der beiden Werke, die sich zu einem poetischen Dialog über Heimweh und Heimatliebe, Entfremdung und Entwurzelung sowie Hoffnung und Erinnerung verweben.

  • Salon mit Siena Licht Miller, Simone Keller, Prof. Sylvia Sasse, Prof. Fabian Goppelsröder, Jürg Halter, Patrick Frank, u. a.

    Konzept: Patrick Frank

    In einem privaten Haus am Zürichberg, das der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, veranstalten wir einen Salon. Unser Salon orientiert sich an den historischen Salons des 19. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Austausch und der Begegnung interessanter Persönlichkeiten mit unseren Gästen. Bereichert werden die Diskussionseinheiten durch Lied-Interventionen. Auch unser Salon soll, wie schon das Original, ein geschützter Raum sein. Die Bedeutung eines geschützten Raumes ist heute allerdings ganz anders als vor 200 Jahren. Damals ging es weitgehend um den Schutz vor Zensur. Heute schützen wir uns vor Digitalität. Es werden keine Video-, Audioaufnahmen oder Handys erlaubt sein. Da wir den Salon dennoch dokumentieren wollen, konnten wir den bekannten Schweizer Schriftsteller, Musiker und Performancekünstler Jürg Halter für die Aufgabe gewinnen, den Salon sowohl literarisch, als auch zeichnerisch künstlerisch frei zu dokumentieren. Die Ergebnisse der Dokumentation werden im Anschluss auf dieser Webseite veröffentlicht.

    Ausgangspunkt unserer Diskussionen ist das Thema ‘Wandel und Erneuerung als gesellschaftlicher Rückschritt’. Der Zusatz ‘gesellschaftlicher Rückschritt’ scheint erwähnt werden zu müssen, denn bisweilen werden Wandel und Erneuerung meist positiv gelesen. Warum ist dies so? Macht dies blind für die Möglichkeit fundamentaler Rückschritte? Wie stehen die Künste dazu?

    Die Platzzahl im Salon ist stark beschränkt.

  • In ihrem Programm «Liebst du um Liebe» präsentieren Siena Licht Miller und Simone Keller Lieder von Clara Schumann, Alma Mahler, Amy Beach, Marguerite Monnot und Alban Berg.

    «Liebst du um Liebe» thematisiert den inneren und äusseren Wandel, die Sehnsucht nach Erneuerung, die Übergangszustände und den Drang, sich selbst und die Welt immer wieder neu zu entdecken und schliesslich die Hoffnung auf die Liebe als allumfassende Kraft. Unsere Auswahl stellt ein Bekenntnis für die Liebe als transformative Kraft dar - keine schwärmerische Verklärung, sondern ein mächtiger Motor, der das Beste in der Menschheit hervorbringen kann. Möge die Liebe als stärkste Energie in schwierigen Zeiten Hoffnung schenken, die Liebe als Überlebensstrategie, Mitgefühl und Menschlichkeit als Weg zum Wandel, als Brücke zwischen uns und dem Universum und damit Grundlage für eine bessere Zukunft. In diesem Sinne ist Liebe nicht nur eine persönliche Emotion, sondern eine soziale und politische Kraft, die eine gerechtere Welt schaffen kann.

    Simone Keller, Siena Licht Miller

    Die Lied-Interventionen sind Teil des Lied-Happenings und des Salons.

  • Remy Burnens und Clémence Hirt präsentieren Lieder von Robert Schumann, Felix Mendelssohn, Johannes Brahms, Richard Strauss, Claude Debussy, Gustav Holst, Hans Schaeuble und Paul Suits

    Seel'ge Nacht! Unheilbringende Nacht! Alles träumt, nur einer wacht - Hexensabbath? Zaubernacht!

    Kaum etwas anderes ist so symbiotisch mit den Kräften des Wandels und der Erneuerung verbunden wie die Nacht. Denn im Dunkel der Nacht verwandeln sich schöne Frauen in Hexen, tüchtige Männer zu Wölfen und Elfen tanzen im Mondenschein. Doch auf der Kehrseite des Aberglaubens steht das Seelenheil – die Nacht, so grausam sie auch sein mag, wird wieder enden und ein strahlender, neuer Tag wird die Geister und die schlechten Erinnerungen wegtreiben. Und jeweils zu Beginn und am Ende dieser Nacht: die Dämmerung, Portal zwischen hier und da, zwischen jetzt und dann - ein wahrhaftig magischer Moment.

    Auch Schumanns Op. 39 kennt diesen Moment der lauten Stille, kommt die Nacht oder Dämmerung doch in fast jedem Lied zur Geltung. Die Zaubernacht, die Dalùna vorschlägt, ergänzt und umspielt den monumentalen Eichendorff und stellt ihm u. a. Lieder von Schubert, Brahms, Strauss sowie eine Uraufführung von Paul Suits auf einen Text von Remy Burnens gegenüber.

    Remy Burnens, Clémence Hirt

  • Ein Vortrag von Detlev Müller-Siemens

    Besteht ein Widerspruch zwischen der Intimität des Liedes als Kunstform und dem öffentlichen Rahmen, in dem es sich zeigt? Wird die traditionelle Konzertform dem eigentlichen Wesen des Lieds gerecht? Gibt es überhaupt so etwas wie einen Ort für das Lied? Es ist sehr intim, ganz in sich zurückgezogen, ganz für sich, ganz bei sich. Zugleich aber birgt es in sich die Möglichkeit, komplexeste Seelenlandschaften vor uns auszubreiten vor einem weitausgespannten Welt-Horizont. Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen Wort und Klang, zwischen Stimme und Sprache? Wie kommunizieren sie miteinander? Im Spannungsfeld zwischen Intimität und Öffentlichkeit, Rückzug und Präsentation zeichnet der Komponist Detlev Müller-Siemens das Lied als Ort authentischer, menschlicher Begegnungen und zugleich als Möglichkeitsraum, in dem die imaginäre innere Stimme und das Lied sich selbst begegnen.

    Detlev Müller-Siemens’ Vortrag ist Teil des Lied-Happenings.

  • Chorworkshop - Singen mit Ilse Berner im Rahmen des Lied-Happenings

    Einstudierung der Chorsätze, Body warm up, Vocal warm up, mehrstimmige Übungen. Dieser Workshop richtet sich an geübtere Chorsänger/-innen in SATB. Notenmaterial kann vorab zur Einstudierung bezogen werden. Der Workshop findet nur an diesem Tag statt, die Teilnahme ist kostenlos. Auf Wunsch erhalten Sie eine Eintrittskarte für den anschliessenden Liederabend “In der Fremde” mit Julian Prégardien und Anna Gebhardt.

    Einlass ab 14.30 Uhr, Aufenthalt ca. 15 - 19 Uhr, Workshopdauer ca. 2h, 2-3 kurze Auftritte

    Repertoire:

    - Intrada a capella (17.Jhd. SAM neu arrangiert von Henry Millsby)
    - Schläft ein Lied in allen Dingen (Arr. für SAM von Alice Bartelli)
    - Schläft ein Lied in allen Dingen (Arr. für SATB von Andreas Salzbrunn)